Verborgene Schäden bei Altbaurenovierung entdecken: So vermeiden Sie teure Überraschungen

Verborgene Schäden bei Altbaurenovierung entdecken: So vermeiden Sie teure Überraschungen
Nov, 6 2025

Beim Kauf oder der Renovierung eines Altbaus lauern oft Probleme, die man nicht sieht. Ein frisch gestrichener Putz, ein neu verlegter Boden oder ein sauberer Keller - alles sieht gut aus. Doch hinter der Fassade können sich schwere Schäden verstecken, die später zu hohen Kosten, gesundheitlichen Risiken oder sogar rechtlichen Problemen führen. In Deutschland sind Hunderttausende Häuser aus den 1950er bis 1990er Jahren noch in Gebrauch. Viele davon enthalten gefährliche Stoffe wie Asbest, haben undichte Dächer, schimmelige Wände oder veraltete Rohrleitungen. Wer diese Schäden nicht vorher erkennt, riskiert eine Renovierung, die doppelt oder dreifach so teuer wird wie geplant.

Was sind verborgene Schäden und warum sind sie so gefährlich?

Verborgene Schäden sind Mängel, die bei einer ersten Besichtigung nicht sichtbar sind - aber trotzdem existieren. Sie liegen hinter Wänden, unter Bodenplatten, in Dachkonstruktionen oder in alten Rohren. Im Gegensatz zu offensichtlichen Problemen wie einem undichten Dach oder bröckelndem Putz lassen sie sich nicht mit bloßem Auge erkennen. Das macht sie besonders gefährlich. Ein Haus kann von außen wie ein Traum aussehen - und innen voller Asbest, Schimmel oder maroden Holzbalken sein.

Die größte Gefahr liegt in der Unkenntnis. Viele Käufer glauben, sie könnten einen Altbau selbst prüfen. Aber Asbest sieht aus wie normaler Putz, Schimmel wächst in der Wand und bleibt unsichtbar, bis er schon massiv ist. Laut der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) sind noch immer 35 Millionen Tonnen asbesthaltiges Material in deutschen Gebäuden verbaut. Das ist mehr als jeder dritte Altbau betroffen. Und Asbest ist kein Problem, das man einfach mit einem Pinsel überstreichen kann. Es ist ein Karzinogen - und wenn es freigesetzt wird, kann es Krebs verursachen.

Die fünf häufigsten verborgenen Schäden in Altbauten

Es gibt fünf Arten von verborgenen Schäden, die fast immer auftauchen - und die meisten von ihnen sind teuer zu beheben.

  • Asbest: Findet sich in Dachplatten, Bodenklebern, Putzen, Spachtelmassen und Isolierungen. Besonders häufig in Gebäuden zwischen 1950 und 1990. Wer Asbest vermutet, darf nicht selbst dran rühren. Nur ein Labor kann es sicher identifizieren - und nur zugelassene Firmen dürfen es entfernen.
  • Schimmel und Feuchtigkeit: Nicht immer ist er sichtbar. Er wächst hinter Tapeten, in Kellerwänden oder unter Fußböden. Ein muffiger Geruch im Keller oder in der Ecke des Badezimmers ist ein klares Zeichen. Feuchtigkeit schadet nicht nur der Bausubstanz - sie führt auch zu Atemwegserkrankungen.
  • Veraltete Rohrleitungen: Bleirohre in der Wasserversorgung sind ein echtes Gesundheitsrisiko. Sie geben Blei ins Trinkwasser ab, das besonders bei Kindern und Schwangeren schwerwiegende Folgen hat. Auch kupferne Leitungen aus den 70er-Jahren können korrodieren und undicht werden. Rohre älter als 30 Jahre sollten immer geprüft werden.
  • Strukturelle Schäden: Risse in tragenden Wänden, die mit Putz verdeckt wurden, oder abgebrochene Dachbalken, die nur noch durch eine dünne Holzplatte gestützt werden. Diese Schäden sind oft das Ergebnis von schlechter Sanierung oder jahrelanger Überlastung. Ein Haus mit strukturellen Problemen kann instabil werden - und in Extremfällen einstürzen.
  • Umweltbelastungen im Boden oder Grundwasser: Besonders in alten Industriegebieten oder an ehemaligen Tankstellen kann der Boden mit Öl, Lösungsmitteln oder Schwermetallen belastet sein. Das wird oft erst beim Ausheben für eine neue Terrasse oder einen Keller sichtbar - und dann ist die Sanierung extrem teuer.

Wie erkennt man verborgene Schäden - Schritt für Schritt

Ein guter Plan vermeidet teure Fehler. Hier ist, was Sie tun sollten, bevor Sie einen Altbau kaufen oder sanieren.

  1. Gerüche wahrnehmen: Ein muffiger, fauliger oder chemischer Geruch ist ein Warnsignal. Besonders im Keller, hinter Küchenmöbeln oder unter Böden. Kein Parfüm oder Luftreiniger kann diesen Geruch kaschieren - er kommt von Feuchtigkeit oder Schimmel.
  2. Die Fassade prüfen: Gehen Sie ums Haus. Suchen Sie nach Rissen im Putz, abgeblätterten Flächen oder feuchten Stellen. Diese sind oft die ersten Anzeichen für eindringende Feuchtigkeit von außen - und die führen zu Schimmel im Inneren.
  3. Das Dach begutachten: Sind Dachziegel kaputt oder verrutscht? Ist der Dachstuhl sichtbar? Wenn ja, könnte Wasser eindringen. Und wenn das Wasser jahrelang durch die Dachbalken gelaufen ist, sind sie verfault - und das sehen Sie nicht, bis es zu spät ist.
  4. Den Keller inspizieren: Gehen Sie mit einer Taschenlampe runter. Prüfen Sie Wände, Decke und Boden auf Feuchtigkeit. Sind die Wände nass? Gibt es weiße Salzablagerungen? Das ist ein Zeichen für aufsteigende Feuchtigkeit. Und ist die Kellerdecke gedämmt? Wenn nicht, ist die Energiebilanz des Hauses katastrophal.
  5. Die Technik checken: Wie alt ist die Heizung? Hat sie einen Energieausweis? Sind die Elektroleitungen modern? Gibt es FI-Schalter? Alte Leitungen ohne Sicherungen sind ein Brandrisiko. Und sind die Sanitäranlagen aus den 80ern? Dann sind sie veraltet - und oft undicht.
  6. Die Dokumente prüfen: Gibt es Baugenehmigungen für alle Umbauten? Oft wurden Wände weggebrochen, Fenster vergrößert oder Dächer umgebaut - ohne Genehmigung. Das kann später zu Bußgeldern führen oder die Versicherung ungültig machen.
Schnittansicht eines Altbaus mit versteckten Gefahren: Asbest, Bleirohre und faule Holzbalken.

Warum Sie einen Sachverständigen brauchen - und wann

Ein Laienauge sieht nur das, was sichtbar ist. Ein Sachverständiger sieht, was verborgen ist. Er kennt die typischen Schwachstellen von Altbauten, weiß, wo Asbest besonders häufig vorkommt, und kann mit speziellen Geräten Feuchtigkeit in Wänden messen - ohne sie aufzumachen.

Ein professioneller Bausachverständiger macht eine Vorinspektion. Das kostet zwischen 300 und 800 Euro - je nach Größe des Hauses. Aber das Geld spart Ihnen oft mehrere tausend Euro. Der Verband Privater Bauherren (VPB) sagt: Bis zu 40 % der Altbaurenovierungen haben unerwartete Kosten - durch verborgene Schäden. Und die durchschnittliche Kostenüberschreitung liegt bei 28 %. Eine Vorinspektion senkt diese Kosten um 20-30 %, wie Viathermo berechnet.

Wann brauchen Sie einen Experten? Sobald Sie:

  • ein Haus aus den 1950-1990er Jahren betrachten,
  • ein muffiges oder chemisches Geruch bemerken,
  • feuchte Stellen an Wänden oder Decken sehen,
  • oder der Verkäufer sagt: „Das war schon immer so.“

Ein Gutachter prüft nicht nur die Struktur. Er sagt auch, was notwendig ist: Soll das Dach saniert werden? Muss die Heizung ersetzt werden? Ist eine Asbestsanierung erforderlich? Und wie viel kostet das alles? Das ist der entscheidende Punkt: Sie bekommen eine klare Kostenaufstellung - und können den Kaufpreis entsprechend verhandeln.

Was Sie mit den Ergebnissen machen - und wie Sie verhandeln

Wenn der Sachverständige Schäden findet, ist das kein Grund, das Haus abzulehnen - sondern ein Argument für eine bessere Preisverhandlung.

Beispiel: Der Gutachter findet heraus, dass die Fenster ersetzt werden müssen - Kosten: 12.000 Euro. Die Heizung ist 40 Jahre alt - Austausch: 8.000 Euro. Und im Keller ist Asbest - Sanierung: 15.000 Euro. Das sind insgesamt 35.000 Euro an notwendigen Arbeiten. Wenn das Haus zum Preis von 250.000 Euro angeboten wird, sollten Sie nicht 250.000 Euro zahlen. Sie sollten 215.000 Euro anbieten - denn die 35.000 Euro müssen Sie ja selbst zahlen.

Das nennt man Wertkorrektur. Und es ist Ihr Recht. Der Verkäufer muss die Schäden nicht verheimlichen - aber er darf sie auch nicht ignorieren. Wenn er sie verschweigt, können Sie nachträglich Schadensersatz verlangen. Deshalb: Lassen Sie sich die Ergebnisse schriftlich geben. Und nutzen Sie sie als Verhandlungsbasis.

Hand mit Asbest-Probe neben einem Bausachverständigen-Gerät auf einer Fensterbank.

Was passiert, wenn Sie nichts tun?

Wenn Sie verborgene Schäden ignorieren, passiert eines von drei Dingen:

  • Die Kosten explodieren: Sie fangen an zu renovieren - und plötzlich müssen Sie den ganzen Boden rausreißen, weil darunter Asbest ist. Oder die Wand einstürzt, weil der Balken verfault ist. Dann zahlen Sie doppelt: einmal für die Renovierung, einmal für die Notfallreparatur.
  • Die Gesundheit leidet: Asbest, Schimmel, Blei - das sind keine harmlosen Stoffe. Sie verursachen Atemwegserkrankungen, Allergien, Krebs. Kinder und ältere Menschen sind besonders gefährdet.
  • Die Versicherung zahlt nicht: Wenn ein Schaden entsteht, weil Sie einen bekannten Mangel ignoriert haben, kann die Hausrat- oder Wohngebäudeversicherung die Kosten verweigern. Dann bleiben Sie auf den Kosten sitzen.

Ein Haus ist keine Ware, die man einfach kaufen und umziehen kann. Es ist eine Investition - und wie jede Investition braucht es eine sorgfältige Prüfung.

Frequently Asked Questions

Kann ich Asbest selbst erkennen?

Nein. Asbest sieht aus wie normaler Putz, Kleber oder Dämmmaterial. Es ist mit bloßem Auge nicht zu unterscheiden. Nur ein Labor kann es sicher identifizieren - durch eine Rasterelektronenmikroskop-Analyse. Wer Asbest vermutet, sollte nichts anfassen und sofort einen Sachverständigen hinzuziehen.

Ist ein Energieausweis Pflicht beim Altbaukauf?

Ja. Der Energieausweis ist gesetzlich vorgeschrieben, wenn ein Haus verkauft oder vermietet wird. Er zeigt, wie viel Energie das Gebäude verbraucht - und ob es den aktuellen Standards entspricht. Ein schlechter Wert bedeutet, dass Sie später in Dämmung, Fenster oder Heizung investieren müssen. Der Ausweis ist also kein Papier, sondern ein Kostenplan.

Wie teuer ist eine professionelle Vorinspektion?

Eine Vorinspektion durch einen zertifizierten Sachverständigen kostet zwischen 300 und 800 Euro - je nach Größe und Alter des Hauses. Im Vergleich zu möglichen Renovierungskosten von 20.000 bis 50.000 Euro ist das eine geringe Investition. Die meisten Experten sagen: Wer diese Prüfung nicht macht, zahlt später doppelt.

Was tun, wenn der Verkäufer Schäden verschweigt?

Wenn der Verkäufer bekannter Schäden verschweigt, handelt es sich um arglistige Täuschung. Sie können den Kaufvertrag anfechten und Schadensersatz verlangen - sogar Jahre nach dem Kauf. Deshalb: Lassen Sie sich immer eine schriftliche Prüfung geben. Und halten Sie alle Kommunikation schriftlich fest.

Muss ich Asbest unbedingt entfernen?

Nicht immer. Wenn Asbest fest gebunden ist - zum Beispiel in alten Bodenplatten, die nicht beschädigt sind -, kann er bleiben. Wichtig ist: Er darf nicht gestört werden. Beim Sanieren, Bohren oder Renovieren wird er freigesetzt - und dann wird er gefährlich. Deshalb: Wenn Sie umbauen, muss Asbest entfernt werden - und zwar von einem zugelassenen Fachbetrieb.