Wenn Sie in Ihrer Wohnung renovieren, ist Staub nicht nur ein Ärgernis - er ist ein gesundheitliches Risiko. Feine Partikel aus Bohr- oder Schleifarbeiten können tief in die Lunge gelangen und Atemwegserkrankungen, Allergien oder Hautreizungen auslösen. Besonders gefährlich ist das, wenn Kinder, ältere Menschen oder Asthmatiker im Haus leben. Seit 2019 gilt in Deutschland die TRGS 521 als verbindliche Regel: Bei Arbeiten in bewohnten Räumen müssen Baustaub und Schmutz systematisch eingedämmt werden. Das ist kein Bonus, sondern Pflicht. Und wer das ignoriert, riskiert nicht nur Reklamationen, sondern auch Bußgelder bis zu 25.000 Euro.
Warum einfaches Abkleben nicht reicht
Viele Handwerker denken noch: „Ich klebe die Tür zu, sauge ein bisschen ab, und schon ist’s erledigt.“ Doch das reicht nicht. Ein einfacher Baustaubsauger mit HEPA 10-Filter fängt nur Partikel ab, die größer als 1 Mikrometer sind. Der gefährliche Staub - die feinen Partikel unter 0,3 Mikrometer - fliegt einfach durch. Diese Partikel bleiben monatelang in der Luft, haften an Möbeln, Kleidung, Bettwäsche und werden eingeatmet. Studien zeigen: Ohne professionellen Schutz steigt die Staubkonzentration in angrenzenden Räumen auf 5-10 mg/m³. Der gesetzliche Grenzwert für mineralischen Baustaub liegt bei 1,25 mg/m³. Sie liegen also mit jedem Bohrer, den Sie einschalten, deutlich darüber.Ein professioneller Bauluftreiniger mit HEPA 13-Filter hingegen fängt mindestens 99,95 % aller Partikel bis 0,3 Mikrometer ab. Das ist kein Marketing-Gimmick - das ist medizinisch nachgewiesen. Und es funktioniert nur, wenn der Luftreiniger richtig eingesetzt wird: nicht im renovierten Raum, sondern außerhalb, mit einem Ansaugschlauch, der durch die Staubschutztür führt. Nur so entsteht ein Unterdruck, der den Staub zurückhält, statt ihn zu verteilen.
Die vier Säulen des professionellen Staubschutzes
Ein wirksamer Schutz besteht nicht aus einem einzigen Gerät, sondern aus einem System. Vier Komponenten arbeiten zusammen, um Staub zu blockieren, abzusaugen und zu filtern.- Schmutzschleusen: Der erste Kontakt zwischen Baustelle und Wohnbereich. Eine zweifache Türöffnung mit Matten oder Fliesen vor der ersten Tür verhindert, dass Schmutz von den Schuhen ins Haus getragen wird. Das klingt simpel, aber 60 % der Betriebe ignorieren diese Grundregel.
- Staubschutztüren und -wände: Aus stabiler PVC-Folie, die mit Teleskopsystemen an Türrahmen oder Fenstern befestigt wird - ohne Bohren, ohne Beschädigung. Diese Wände müssen luftdicht sein. Die meisten Fehler passieren hier: Ein Schlauch, der durch einen Spalt gezogen wird, macht alles zunichte. Spezielle Durchführungen mit Dichtungen sind Pflicht.
- Bauluftreiniger mit HEPA 13: Für Räume bis 50 m² brauchen Sie mindestens 625 m³/h Luftleistung. Das entspricht einem fünffachen Luftwechsel pro Stunde. Geräte wie der Kärcher MC 3000 Connect oder das Roomclean-Duo-System messen automatisch die Luftqualität und passen die Leistung an. Sie kosten zwischen 1.200 und 2.500 Euro - aber das ist weniger als 5 % der Gesamtreparaturkosten.
- Abdeckvlies (170-200 g/m²): Nicht nur für Böden. Auch Möbel, Fensterbänke und Elektrogeräte werden damit abgedeckt. Das Vlies hält Flüssigkeiten bis zu 72 Stunden zurück und verhindert, dass Staub in Ritzen und Polster eindringt.
Diese vier Schichten bilden eine unüberwindbare Barriere. Tests des Bauhandwerks-Magazins zeigen: Kombiniert reduzieren sie die Staubverbreitung um 92 % im Vergleich zu ungeschützten Arbeiten. Ein einzelnes Gerät allein - egal wie teuer - bringt nichts, wenn die anderen Schichten fehlen.
Was passiert, wenn man es falsch macht?
Ein Installateur aus Berlin berichtete auf Trustpilot, wie er den Luftreiniger versehentlich im renovierten Raum aufgestellt hatte - statt außerhalb. Das Ergebnis? Der Staub wurde noch weiter verteilt. Die Konzentration stieg um 30 % gegenüber einer vollständig ungeschützten Baustelle. Warum? Weil der Ventilator Luft aus dem Raum ansaugt und sie wieder hineinbläst - nur gefiltert. Aber wenn der Filter nicht dicht sitzt, oder wenn die Ansaugöffnung zu weit vom Arbeitsplatz entfernt ist, wird der Staub nicht abgesaugt, sondern nur umgewirbelt.Ein weiterer häufiger Fehler: Die Schlauchführung durch die Staubschutztür. 58 % der Handwerker verwenden keine speziellen Durchführungen. Sie stecken den Schlauch einfach durch einen Spalt - und schon dringt Staub nach außen. Der Kunde merkt es erst, wenn er seine weißen Vorhänge abwaschen muss - oder sein Kind hustet.
Die Handwerkskammer Köln-Bonn hat 2022 eine Umfrage durchgeführt: 63 % der Betriebe setzen nicht konsequent HEPA 13-Luftreiniger ein. Der Grund? Kosten. Aber wer spart, zahlt später doppelt: Kunden, die professionellen Staubschutz nutzen, reichen 87 % weniger Reklamationen ein. Ein Handwerker aus München schreibt auf Reddit: „Seit ich das Roomclean-Duo-System nutze, hat kein Kunde mehr über Staub geklagt - obwohl die Kosten pro Projekt um 500 Euro steigen.“
Wie viel kostet der Schutz - und lohnt er sich?
Ein professioneller Staubschutz kostet zwischen 3 % und 5 % der Gesamtreparaturkosten. Bei einer 50 m²-Wohnung mit 15.000 Euro Sanierungskosten sind das 450 bis 750 Euro. Das klingt viel - bis man sieht, was passiert, wenn man es nicht macht.Ein Kunde, der nach der Renovierung mit Staub in der Wohnung konfrontiert wird, verlangt oft: Reparatur der Möbel, Reinigung der Teppiche, sogar Mietzinsabschläge. Ein einziger Reklamationsfall kann 2.000 bis 5.000 Euro kosten - und zerstört den Ruf. Die meisten Handwerker, die den Schutz einsetzen, bekommen bessere Bewertungen, mehr Weiterempfehlungen und können höhere Preise verlangen.
Der Markt wächst: 2020 lag der Umsatz für Staubschutzsysteme bei 127 Millionen Euro, 2023 schon bei 152 Millionen. Die Hauptakteure sind Kärcher (32 % Marktanteil), Festool (25 %) und spezialisierte Anbieter wie Roomclean (18 %). Seit 2023 gibt es auch intelligente Systeme wie den Kärcher MC 3000 Connect, der per App überwacht wird - und automatisch warnt, wenn die Luftqualität schlechter wird.
Was kommt als Nächstes?
Die EU plant für 2025 eine Überarbeitung der TRGS 521. Die neuen Grenzwerte werden noch strenger - und die Anforderungen an Luftreiniger präziser. Ab 2024 soll die Bauaufsicht auch die Partikelanzahlkonzentration messen, nicht nur die Masse. Das bedeutet: Es reicht nicht mehr, einen HEPA 13-Filter zu haben. Man muss nachweisen, dass er auch funktioniert.Die Zukunft liegt in staubarmen Technologien: Nassschleifen statt Trockenschleifen, Bohrgeräte mit integrierter Wasserkühlung, staubfreie Sägen. Experten prognostizieren: Bis 2030 werden 60 % aller Renovierungen in bewohnten Räumen vollständig staubarm durchgeführt - wenn die Innovationsrate anhält.
Die größte Hürde bleibt die Umsetzung in kleinen Betrieben. 52 % der Handwerker setzen die Vorschriften nicht vollständig um - aus Unwissenheit oder Kostengründen. Die Handwerkskammer München bietet seit 2022 zertifizierte Schulungen an: 8 Stunden, 295 Euro, 92 % Teilnehmerzufriedenheit. Wer sich nicht weiterbildet, bleibt hinterher - und riskiert den Kundenverlust.
So machen Sie es richtig: Ein Schritt-für-Schritt-Plan
- Vorarbeiten: Alle Zugänge sichern. Bodenbeläge mit 200 g/m²-Vlies abdecken. Zeitaufwand: 15-30 Minuten pro Raum.
- Staubschutztür installieren: Mit Teleskopsystem und Dichtungen. Keine Bohrungen. Keine Spalten. Zeitaufwand: 10-20 Minuten pro Tür.
- Unterdrucksystem einrichten: Luftreiniger außerhalb des Raums aufstellen. Ansaugschlauch durch spezielle Durchführung führen. Kein Schlauch durch den Spalt! Zeitaufwand: 20-40 Minuten.
- Kontrolle: Alle zwei Stunden die Luftwechselrate mit einem Anemometer prüfen. Dokumentieren: Welches Gerät, wann eingeschaltet, welcher Messwert.
- Nachbereitung: Vor dem Abräumen: Alle Oberflächen feucht abwischen. Kein Staubsaugen - das wirbelt nur auf.
Ein Staubprotokoll ist nicht nur ein Bonus - es ist Ihr rechtlicher Schutz. Wenn ein Kunde reklamiert, zeigen Sie ihm Ihre Messwerte. Dann ist es kein Streit mehr - sondern eine Faktenlage.
Was tun, wenn Sie als Mieter betroffen sind?
Als Mieter haben Sie das Recht auf eine saubere Wohnung. Wenn der Vermieter oder der Handwerker keinen Staubschutz einsetzt, dokumentieren Sie alles: Fotos, Luftqualität, Gesundheitsbeschwerden. Fordern Sie schriftlich die Einhaltung der TRGS 521. Einige Mietervereine haben bereits erfolgreich Klagen eingereicht - weil der Schutz gesetzlich vorgeschrieben ist. Sie müssen es nicht einfach hinnehmen.Ist Staubschutz bei Renovierungen gesetzlich vorgeschrieben?
Ja. Seit Januar 2019 gilt die TRGS 521 als verbindlich: Bei Arbeiten in unmittelbarer Nähe zu bewohnten Bereichen müssen Baustaub und Schmutz durch technische und organisatorische Maßnahmen eingedämmt werden. Das umfasst Staubschutztüren, Unterdrucksysteme mit HEPA 13-Filtern und die Dokumentation der Maßnahmen. Verstöße können mit Bußgeldern bis zu 25.000 Euro geahndet werden.
Reicht ein normaler Staubsauger für den Staubschutz aus?
Nein. Ein normaler Baustaubsauger hat meist nur HEPA 10-Filter und fängt nur Partikel ab, die größer als 1 Mikrometer sind. Der gefährliche Feinstaub unter 0,3 Mikrometer bleibt in der Luft. Nur Bauluftreiniger mit HEPA 13-Filtern fangen 99,95 % dieser Partikel ab - und das nur, wenn sie richtig eingesetzt werden: außerhalb des Raums mit Unterdruck.
Wie viel kostet ein professioneller Staubschutz?
Ein professioneller Staubschutz kostet etwa 3-5 % der Gesamtreparaturkosten. Bei einer 50 m²-Wohnung mit 15.000 Euro Sanierungskosten sind das 450-750 Euro. Dazu gehören: Staubschutztüren, HEPA 13-Luftreiniger, Abdeckvlies und die richtige Schlauchführung. Das ist weniger als die Kosten für eine einzige Reklamation.
Warum wird der Luftreiniger außerhalb des Raums aufgestellt?
Weil er einen Unterdruck erzeugt. Der Luftreiniger saugt die verunreinigte Luft aus dem renovierten Raum ab und filtert sie außerhalb. Wenn er im Raum steht, bläst er gefilterte Luft zurück - aber nicht genug, um den Staub zu binden. Der Unterdruck hält den Staub im Arbeitsraum und verhindert, dass er in andere Bereiche dringt.
Was passiert, wenn ich den Schutz ignoriere?
Sie riskieren Reklamationen, gesundheitliche Beschwerden Ihrer Mieter oder Nachbarn, und im schlimmsten Fall ein Bußgeld von bis zu 25.000 Euro. Die Bauaufsicht kann bei Kontrollen die Dokumentation verlangen. Ohne Nachweis der Einhaltung der TRGS 521 gilt die Renovierung als rechtswidrig - und Sie haften für alle Folgeschäden.