Wenn du dein Dach sanierst, ist das eine gute Gelegenheit, gleich etwas für die Umwelt und deine Wasserrechnung zu tun. Regenwasser vom Dach zu sammeln und zu nutzen, ist keine Nische mehr - es ist eine praktische, wirtschaftliche und zunehmend normierte Lösung. In Deutschland wird jedes Jahr mehr Regenwasser genutzt, und die Zahlen zeigen: Wer jetzt nachrüstet, spart langfristig Geld und Ressourcen. Aber es gibt viele Fehler, die man vermeiden kann - vor allem bei der Wahl der Filter und der Zisterne.
Warum Regenwasser vom Dach nutzen?
Regenwasser ist kein Abfall. Es fällt kostenlos vom Himmel, und du kannst es für viele Dinge im Haushalt nutzen: für die WC-Spülung, die Waschmaschine, den Garten oder das Waschen der Terrasse. Laut dem Umweltbundesamt spart ein durchschnittlicher Haushalt mit einer Regenwassernutzungsanlage bis zu 45.000 Liter Trinkwasser pro Jahr. Das ist fast die Hälfte des gesamten Trinkwasserverbrauchs im Haushalt. In Zeiten steigender Wasserkosten - die bis 2027 um 14,7 % ansteigen sollen - lohnt sich das mehr denn je.
Und es geht nicht nur ums Geld. Die EU-Wasserrahmenrichtlinie 2024/85 verlangt bis 2030 eine Reduzierung des Trinkwasserverbrauchs um 20 %. Deutschland reagiert mit strengeren Vorschriften. Seit 2023 müssen Neubauten mit mehr als 400 m² Nutzfläche eine Regenwassernutzung installieren. Auch bei Sanierungen wird es immer häufiger gefordert - besonders in Regionen wie Freiburg, wo Trockenperioden immer länger werden.
Wie funktioniert ein Regenwassernutzungssystem?
Ein System besteht aus vier Hauptteilen: Dachfläche, Fallrohre, Filter und Zisterne. Das Regenwasser fließt über die Dachrinne in die Fallrohre, dann durch einen Filter - und endet in der Zisterne. Von dort wird es mit einer Pumpe zu den Verbrauchsstellen geleitet. Wichtig: Das Wasser wird nicht getrunken, sondern nur für technische Zwecke genutzt. Deshalb braucht es keine Trinkwasserqualität - aber eine saubere, pumpentaugliche Qualität.
Die Zisterne ist meist unterirdisch. Sie kann aus Beton, Kunststoff oder Fiberglas sein. Die gängigsten Größen liegen zwischen 1.000 und 10.000 Litern. Ein 5.000-Liter-Tank reicht für einen durchschnittlichen Haushalt mit 200 m² Dachfläche. Größere Dächer brauchen größere Tanks - aber auch mehr Filterleistung.
Welcher Filter ist der richtige?
Der Filter ist das Herzstück. Ein schlechter Filter verstopft, beschädigt die Pumpe oder lässt Schmutz in die Leitungen. Die DIN 1989-100, die letzte Aktualisierung vom 1. August 2020, unterscheidet drei Filtertypen - und das ist entscheidend für deine Nutzung.
- Typ A (0,4 mm Filterfeinheit): Für Haushaltsnutzung - WC, Waschmaschine. Nur dieser Typ schützt Pumpen und Armaturen langfristig. Prof. Dr. Anja Schäfer von der TU Dresden hat gezeigt: Systeme mit 0,4 mm Filterfeinheit verlängern die Lebensdauer von Druckerhöhungsanlagen um 47 %.
- Typ B (0,8 mm Filterfeinheit): Für Gartenbewässerung und Waschmaschine, aber nicht für WC-Spülung. Günstiger, aber weniger robust.
- Typ C (1 mm und mehr): Nur für Garten. Nicht geeignet für innenliegende Anwendungen.
Die gängigsten Modelle auf dem Markt:
- Mall Trapezfilter TF 375: Filterfeinheit 1 mm. Ideal für Nachrüstungen, weil er keinen Höhenversatz braucht. Aber nur für Garten - nicht für WC oder Waschmaschine. Beliebt bei Heimwerkern, weil er einfach montiert wird.
- Mall Patronenfilter PF 500: 0,8 mm Feinheit. Typ B. Passt bis 500 m² Dachfläche. Wird alle 3 Monate gereinigt. Beliebt für mittlere Dächer mit Garten und Waschmaschine.
- Filterkorb FK 900: 0,4 mm Feinheit. Typ A. Passt bis 900 m². Benötigt 340 mm Höhenversatz - das ist ein Problem bei bestehenden Zisternen. Aber der beste Schutz für Pumpen und Armaturen.
- 3P Sinusfilter: Selbstreinigend. Passt bis 150 m². Ideal für kleine Dächer mit Haushaltsnutzung. Keine manuelle Reinigung nötig. Preis: ab 499 €.
Dr. Markus Vogel vom Umweltinstitut München warnt: "Bei Dachflächen unter 150 m² führen Filter mit 0,4 mm Feinheit zu unnötig häufigen Reinigungen - die Wartungskosten steigen um bis zu 300 %." Also: Nicht zu viel Filter, wenn du nicht zu viel brauchst.
Zisterne: Was du wissen musst
Die Zisterne muss abgedunkelt sein - sonst wächst Alge. Sie muss aus materialverträglichem Kunststoff oder Beton sein. Beton ist langlebig, aber schwer zu montieren. Kunststoff ist leichter, aber anfällig für UV-Schäden, wenn er nicht schwarz ist.
Die Kapazität berechnest du so: 1 Liter pro Quadratmeter Dachfläche. Aber das ist nur die Grundregel. Ein Dach mit 200 m² braucht mindestens 2.000 Liter - aber ideal sind 4.000 bis 5.000 Liter. Warum? Weil Regen nicht gleichmäßig fällt. Du brauchst Puffer für trockene Phasen.
Die Zisterne muss auch einen Überlauf haben - sonst läuft sie über, wenn es stark regnet. Und sie braucht einen Reinigungsdeckel. Ohne Zugang zur Zisterne wirst du sie nie richtig reinigen. Die meisten Probleme entstehen, weil Nutzer die Zisterne einfach vergessen.
Montage und Wartung: Was du beachten musst
Die Montage dauert bei Nachrüstungen 3 bis 5 Stunden - wenn du die richtigen Werkzeuge hast. Wichtig: Die Rohre müssen ein mindestens 1 % Gefälle haben. 28 % aller Verstopfungen entstehen durch zu flache Leitungen. Die Anschlüsse sind standardisiert: DN 100. Das heißt, alle Filter und Zisternen passen zusammen - wenn sie der Norm entsprechen.
Wartung ist kein Luxus - sie ist Pflicht. Hier die Intervalle:
- Trapezfilter TF: Alle 3 Monate, 45 Minuten Reinigung.
- Patronenfilter PF: Alle 3 Monate, 30 Minuten.
- Filterkorb FK: Alle 6 Monate, 60 Minuten.
- 3P Sinusfilter: Keine manuelle Reinigung nötig - nur jährliche Kontrolle.
Ein Nutzer auf regenwasser24.de schreibt: "Habe den Mall PF 500 für 220 m² installiert - nach 18 Monaten erste Verstopfung. Reinigung dauerte 25 Minuten mit Gartenwasser." Das ist normal. Aber wenn du alle 3 Monate kontrollierst, wird es nie zum Problem.
Markt, Kosten und Amortisation
Der deutsche Markt für Regenwassernutzung wuchs 2024 um 8,3 % auf 287 Millionen Euro. Die Top 4 Hersteller: GRAF (32 %), Mall (27 %), 3P Technik (19 %), Rewatec (11 %).
Die Kosten für eine vollständige Anlage mit 5.000-Liter-Zisterne, Typ-A-Filter und Pumpe liegen zwischen 3.500 und 5.500 €. Ein einfacher Gartenfilter mit 1.500-Liter-Tank kostet 1.800 €.
Die Amortisationszeit? Bei 200 m² Dachfläche und normalem Wasserverbrauch: 7,3 Jahre. Danach ist das Wasser kostenlos. Und die Preise für Trinkwasser steigen weiter - die Amortisation wird kürzer.
Neu: Mall hat im März 2025 den "PF Smart" mit IoT-Sensoren vorgestellt. Er meldet, wann der Filter verstopft ist - per App. GRAF zeigt auf Messen KI-gesteuerte Filter, die die Reinigungsintervalle selbst berechnen. Die nächste DIN-Norm (Q3/2025) wird die Filterfeinheit für Haushaltsnutzung auf 0,35 mm verschärfen. Wer jetzt auf 0,4 mm setzt, ist schon gut vorbereitet.
Was du nicht tun solltest
- Nicht einfach einen Gartenfilter für die Waschmaschine nehmen - das beschädigt die Maschine.
- Nicht die Dachfläche überschätzen. 10 % mehr als real vorhanden führt zu Überlastung - 63 % der Nutzer berichten davon.
- Nicht den Filter oberirdisch montieren. Er muss unterirdisch sein - sonst wächst Alge und der Filter friert im Winter.
- Nicht auf die Zisterne vergessen. Sie braucht einen Deckel, einen Überlauf und Zugang zur Reinigung.
Was ist mit der Dachneigung?
Ein Dach mit 30° Neigung hat nur 86,6 % der Fläche, die du auf dem Grundriss siehst. Die DIN 1989-100 sagt: Rechne die Dachfläche um 13,4 % kleiner, wenn du die Regenmenge berechnest. Viele Nutzer machen diesen Fehler - und bekommen dann einen zu kleinen Filter. Das führt zu Überlastung und Verstopfung.
Wenn dein Dach 250 m² groß ist, rechne mit 216 m² effektiver Fläche. Dann suchst du einen Filter für 200-250 m² - nicht für 250-300 m².
Wann lohnt sich das?
Wenn du:
- ein Dach sanierst - dann ist der Einbau einfach und günstig.
- ein Haus mit Garten hast - Regenwasser ist perfekt für Blumen und Gemüse.
- in einer Region mit Wasserknappheit lebst - wie Südbaden, Franken oder die Rheinebene.
- die Waschmaschine oder die WC-Spülung mit Regenwasser betreiben willst - das ist die höchste Einsparung.
Wenn du:
- nur ein kleines Dach hast (unter 80 m²) - dann lohnt sich ein System kaum.
- kein Geld für die Anschaffung hast - die Amortisation dauert 7+ Jahre.
- keinen Platz für eine unterirdische Zisterne hast - dann ist es schwierig.
Regenwassernutzung ist kein Trend - sie ist die Zukunft. Und wer jetzt nachrüstet, macht es richtig. Mit dem richtigen Filter, der passenden Zisterne und regelmäßiger Wartung. Es ist kein kompliziertes System. Es ist ein kluges System.
Kann ich Regenwasser für die Waschmaschine nutzen?
Ja, aber nur mit einem Filter der Typ-A-Klasse (0,4 mm Filterfeinheit). Typ-B-Filter (0,8 mm) sind nicht ausreichend - sie lassen zu viele Partikel durch, die Pumpen und Ventile beschädigen können. Die DIN 1989-100 schreibt Typ A für Haushaltsnutzung vor. Achte darauf, dass die Pumpe und die Leitungen wasserfest und korrosionsbeständig sind.
Wie groß muss meine Zisterne sein?
Rechne mit mindestens 1 Liter pro Quadratmeter Dachfläche - aber ideal sind 2 bis 2,5 Liter pro m². Ein Dach von 200 m² braucht also 4.000 bis 5.000 Liter. Warum? Weil Regen nicht gleichmäßig fällt. Ein kleiner Tank leert sich schnell, und du hast kein Wasser, wenn es länger trocken ist. Bei größeren Dächern (über 300 m²) ist ein 8.000- bis 10.000-Liter-Tank sinnvoll.
Was kostet die Wartung?
Die Wartung ist günstig. Ein Trapezfilter kostet etwa 45 Minuten Reinigung alle 3 Monate - mit Gartenwasser und Handschuhen. Das sind 2-3 Stunden pro Jahr. Ein Filterkorb braucht 60 Minuten alle 6 Monate. Selbstreinigende Systeme wie der 3P Sinusfilter kosten nur eine jährliche Kontrolle. Die meisten Nutzer sparen 50-100 € pro Jahr an Wartungskosten - gegenüber teuren Reparaturen von Pumpen oder Waschmaschinen.
Kann ich einen Filter nachrüsten, ohne die Zisterne zu wechseln?
Ja, das ist oft möglich. Mall bietet spezielle Trapezfilter an, die ohne Höhenversatz montiert werden - ideal für Nachrüstungen. Du kannst den Filter am Fallrohr anbringen, ohne die Zisterne zu berühren. Wichtig: Der neue Filter muss DN 100 Anschlüsse haben und die Zisterne muss abgedunkelt sein. Achte darauf, dass die Rohrleitung ein Gefälle von mindestens 1 % hat - sonst verstopft sie.
Ist Regenwasser sicher für den Garten?
Ja, absolut. Regenwasser ist sogar besser als Trinkwasser für Pflanzen - es enthält keine Kalk- oder Chlorverbindungen. Du kannst es bedenkenlos für Gemüse, Blumen und Rasen nutzen. Nur bei Gemüse, das direkt gegessen wird (wie Salat), solltest du darauf achten, dass das Wasser nicht direkt auf die Blätter tropft - aber das gilt auch für Trinkwasser. Regenwasser ist völlig unbedenklich für den Garten.
Kevin Hargaden
Dezember 7, 2025 AT 18:41ENDLICH MAL EIN ARTIKEL, DER NICHT NUR WIE EIN TECHNISCHES HANDBUCH KLINGT! 😭 Ich hab letztes Jahr meinen Filter vom Typ B genommen, weil er günstiger war – und meine Waschmaschine hat nach 8 Monaten den Geist aufgegeben. Jetzt zahle ich 1.200 € für eine neue. Wer das liest: NICHT SPAREN, WENN ES UM WASSER GEHT. 🤦♂️
Christian _Falcioni
Dezember 8, 2025 AT 13:16Interessant, aber wer hat denn die DIN 1989-100 wirklich gelesen? Die ist 2020 aktualisiert worden – und seitdem hat sich nichts verändert, weil die Industrie sie ignoriert. Wir leben in einer Post-Wahrheits-Gesellschaft, wo Marketing mehr zählt als Normen. Typ A? Klar, aber nur, wenn du 10.000 € ausgeben willst. Sonst bleibt’s beim billigen Schrott. 🤷♂️
Michael Sieland
Dezember 8, 2025 AT 16:12Hey, ich hab’s auch gemacht – und es ist total easy! Ich hab den 3P Sinusfilter genommen, weil ich faul bin. Keine Reinigung, keine Probleme. Und meine Frau ist begeistert, weil die Waschmaschine jetzt nicht mehr stinkt. 😊 Die Zisterne ist 5.000 Liter, unter dem Rasen – sieht man gar nicht. Wer sagt, dass Umweltschutz kompliziert sein muss? Einfach machen, nicht denken! 🙌