Persönliche Schutzausrüstung für die Renovierung daheim: Was du wirklich brauchst
Warum du bei jeder Renovierung deine PSA nicht vergessen darfst
Stell dir vor: Du schälst alte Farbe von der Decke, schleifst Holz, bohrst in Beton - und alles ohne Schutz. Klingt wie ein typischer Samstag? Für viele Heimwerker ist es das. Doch das Risiko ist real. Jedes Jahr landen Tausende Privatpersonen mit Verletzungen im Krankenhaus, die durch einfache Schutzmaßnahmen vermeidbar wären. Die meisten denken: Ich bin kein Handwerker, ich mache nur ein bisschen was daheim. Doch das ist eine gefährliche Illusion. Die Gefahren sind dieselben - ob du für einen Kunden arbeitest oder für dich selbst. Und wenn du dich nicht schützt, riskierst du nicht nur deine Gesundheit, sondern auch deine finanzielle Sicherheit. Ein Unfall mit Dritten, zum Beispiel wenn ein Werkzeug herunterfällt und einen Nachbarn trifft, kann zu Schadensersatzansprüchen führen. Die Rechtslage ist klar: Obwohl du als Privatperson nicht gesetzlich verpflichtet bist, PSA zu tragen, ist es die einzige vernünftige Wahl.
Die fünf unverzichtbaren Elemente deiner PSA
Bevor du den Bohrer anmachst, musst du wissen, was du brauchst. Nicht alles ist gleich wichtig - aber fünf Dinge sind bei fast jeder Renovierung essenziell.
- Sicherheitsschuhe: Keine Turnschuhe, keine Hausschuhe. Du brauchst mindestens S1-Schuhe mit Stahlkappe und rutschfester Sohle. Bei Arbeiten mit schweren Werkzeugen oder auf unebenen Flächen sind S3-Schuhe mit durchtrittsicherer Sohle Pflicht. Ein schwerer Bohrer, der dir auf den Fuß fällt, kann bei normalen Schuhen einen gebrochenen Zeh oder sogar eine Amputation bedeuten. Die S3-Schuhe von Strauss oder uvex haben in mehreren Praxisberichten bewiesen, dass sie genau das verhindern.
- Schutzbrille: Staub, Splitter, Spritzer - alles fliegt durch die Luft. Eine normale Sonnenbrille hilft nicht. Du brauchst eine Prüfnummer nach EN 166. S1-Brillen schützen vor groben Partikeln, S2-Brillen auch vor Chemikalien wie Entferner oder Lackverdünner. Wenn du mit einer Winkelschleifer arbeitest, ist eine Schutzbrille mit Seitenabschirmung die Mindestanforderung. 68% der Heimwerker auf bauforum24.de gaben an, sie hätten ihre Brille nur selten oder nie gereinigt - ein Fehler, der die Sicht trübt und Unfälle fördert.
- Atemschutzmaske: Dieser Punkt wird am häufigsten unterschätzt. Beim Entfernen von Altfarben, besonders in Häusern vor 1990, ist Blei- und Asbeststaub ein echtes Risiko. FFP1-Masken filtern nur 80% der Partikel - zu wenig. FFP2-Masken (94%) sind die absolute Mindestanforderung. FFP3 (99%) ist nötig, wenn du mit Asbest oder stark chemisch belasteten Materialien arbeitest. Eine Studie der DGUV zeigte, dass 32% der im privaten Bereich gekauften Masken aus Drittländern gar nicht den EU-Normen entsprechen. Kauf immer Originalverpackung - und lagere sie trocken. Eine geöffnete Maske verliert innerhalb von Tagen ihre Dichtwirkung.
- Gehörschutz: Bohrer, Sägen, Hammer - alle erzeugen Lärm über 85 dB. Das ist der Grenzwert, ab dem Gehörschaden langfristig droht. Ein einfacher Ohrstöpsel aus Schaumstoff reicht für kurze Arbeiten. Bei längerem Einsatz mit Motorkettensäge oder Bohrhammer sind Halbmasken mit Lärmdämpfung besser. Vergiss nicht: Schäden am Gehör sind irreversibel. Du merkst sie erst, wenn es zu spät ist.
- Schnittschutzhose und -handschuhe: Nur bei Arbeiten mit Motorkettensäge oder Tischkreissäge Pflicht? Nein. Selbst beim Schneiden von Holzplatten mit einer Handkreissäge kann ein Rutsch passieren. Eine Schnittschutzhose mit Level 1 oder 2 Schutz (nach EN 13595) hält bei einem unerwarteten Kontakt. Handschuhe aus durchstoßfestem Material schützen vor Splittersplittern und scharfen Kanten. Ein Nutzer auf Reddit berichtete: „Die Hose hat mich letzte Woche vor der Säge gerettet. Sie hat mich behindert - aber nicht so sehr wie ein offener Schnitt in den Oberschenkel.“
Was du nicht brauchst - und warum Alltagskleidung tödlich sein kann
Ein T-Shirt, eine Jeans und Turnschuhe - das ist der Standard für viele Heimwerker. Doch das ist keine Ausrüstung, das ist eine Einladung zum Unfall. Normale Baumwolle lässt Staub und Chemikalien durch. Sie hält keinen Splitter ab. Sie wird nass und rutscht. Sie reißt bei Kontakt mit einer Säge. Wer mit alten Farben arbeitet, trägt Blei- oder Asbeststaub in die Wohnung - und damit auch zu Kindern und Haustieren. Die DGUV warnt explizit: „Staubpartikel aus Schleifarbeiten bleiben in normalen Stoffen haften und werden durch Atmung oder Hautkontakt aufgenommen.“
Ein weiterer Fehler: Du denkst, du brauchst keinen Schutz, weil du nur „ein bisschen“ tapezierst. Doch selbst beim Abziehen von Tapete entsteht Staub - und wenn die Wand aus den 70er Jahren stammt, könnte sie Asbest enthalten. Die VBG empfiehlt bei jeder Tätigkeit, die Staub erzeugt, mindestens eine FFP1-Maske. Kleine Arbeiten sind keine Ausnahme.
Wie du die richtige PSA auswählst - Schritt für Schritt
Es geht nicht darum, alles zu kaufen. Es geht darum, das Richtige für deine Aufgabe zu wählen. Hier ist dein praktischer Plan:
- Identifiziere die Aufgabe: Was machst du genau? Farbe abkratzen? Beton bohren? Holz sägen? Asbest sanieren?
- Erkenne die Gefahr: Welche Stoffe entstehen? Welche Werkzeuge sind gefährlich? Gibt es Stürze, herabfallende Gegenstände, Lärm?
- Wähle die PSA: Nutze die kostenlose DGUV-App „PSA-Ratgeber privat“. Sie fragt dich nach der Tätigkeit und listet die nötige Ausrüstung auf - mit Produktempfehlungen und Normen.
- Prüfe die Zertifizierung: Jede PSA muss die CE-Kennzeichnung und die Norm (z. B. EN 166, EN 13432, EN 140) tragen. Kauf niemals ohne Verpackung oder aus unbekannten Online-Shops. 32% der importierten Masken sind gefälscht.
- Prüfe den Zustand: Bevor du loslegst, schau dir deine Schuhe auf Risse an, deine Brille auf Kratzer, deine Maske auf Dichtungen. Beschädigte PSA ist nutzlos.
Die häufigsten Fehler - und wie du sie vermeidest
Die meisten Unfälle passieren nicht, weil die Ausrüstung schlecht ist. Sie passieren, weil sie falsch verwendet wird.
- Fehler 1: „Ich brauche das nicht, es ist nur kurz.“ Ein einziger Moment - ein Rutsch, ein Spritzer, ein Splitter - reicht. Sicherheit ist kein Zeitproblem, sie ist eine Haltung.
- Fehler 2: „Ich trage die Maske, aber ich atme durch die Nase.“ FFP-Masken funktionieren nur, wenn sie dicht sitzen. Wenn du sie abnimmst, um zu husten oder zu sprechen, atmest du die Partikel direkt ein. Trage sie konsequent - und mach Pausen mit frischer Luft draußen.
- Fehler 3: „Ich wasche meine Schutzbrille mit der Handtücher.“ Reibe sie nicht ab. Spüle sie mit klarem Wasser und trockne sie mit einem weichen Mikrofasertuch. Kratzer behindern die Sicht - und das erhöht das Unfallrisiko.
- Fehler 4: „Ich habe die Hose, aber ich ziehe sie nicht an, weil sie unbequem ist.“ Komfort ist ein Luxus, Sicherheit ein Muss. Wenn du dich bei der Arbeit unwohl fühlst, dann ist das ein Zeichen, dass du dich richtig schützt. Die meisten, die sich verletzt haben, sagten später: „Ich hätte sie anziehen sollen.“
Was du nach der Arbeit tun musst
Die PSA ist nicht nur während der Arbeit wichtig - auch danach. Einige Dinge vergisst du leicht:
- Reinige deine Schutzbrille, bevor du sie wegräumst.
- Lagere Atemschutzmasken in der Originalverpackung - nicht in der Werkzeugkiste.
- Wasche deine Schutzhose separat, bei 30 Grad, ohne Weichspüler - der Schutzstoff wird sonst beschädigt.
- Prüfe deine Schuhe nach jedem Einsatz auf Sohlenrissen oder Kappenschäden.
- Entsorge verschmutzte Kleidung oder Masken richtig. Asbest- oder Bleistäube gehören nicht in den normalen Müll.
Ein Nutzer auf homeplaza.de schrieb: „Ich habe vor drei Jahren angefangen, alles sauber zu lagern - seitdem habe ich keinen Unfall mehr. Und ich schlafe besser.“
Was sich 2025 ändert - und warum du jetzt handeln solltest
Die EU plant eine Überarbeitung der PSA-Verordnung (EU) 2016/425, die im dritten Quartal 2024 in Kraft treten wird. Sie wird erstmals explizit private Renovierungen abdecken. Das bedeutet: In Zukunft könnte es gesetzliche Vorgaben geben, die du nicht mehr ignorieren kannst. Die DGUV warnt bereits: „Privatpersonen, die bei Sanierungen an Gebäuden vor 1990 ohne angemessenen Atemschutz arbeiten, handeln fahrlässig.“
Der Markt für private PSA wächst - und zwar mit komfortableren, leichteren Modellen. Die Nachfrage nach atmungsaktiven Schutzanzügen stieg 2023 um 18,5%. Das ist ein Zeichen: Sicherheit muss nicht unbequem sein. Du musst nicht auf den Schutz verzichten, nur weil du nicht in einem Bauhelm aussehen willst.
Was du jetzt tun solltest
Wenn du diese Zeilen liest, hast du schon einen Schritt getan: Du suchst nach Wissen. Jetzt kommt der nächste.
- Gehe heute noch in einen Baumarkt und kaufe eine FFP2-Maske und eine Schutzbrille - nicht die billigste, aber eine mit CE-Zeichen.
- Lade dir die DGUV-App „PSA-Ratgeber privat“ herunter. Sie kostet nichts - und verhindert teure Fehler.
- Prüfe deine Schuhe. Wenn sie älter als zwei Jahre sind oder keine Stahlkappe haben, ersetze sie.
- Wenn du morgen mit einer Säge arbeitest, zieh die Hose an - auch wenn du denkst, es ist nur ein kurzer Schnitt.
Sicherheit ist kein Extra. Sie ist der Grund, warum du deine Renovierung überlebst - und sie auch noch in zehn Jahren genießen kannst.
Brauche ich bei kleinen Renovierungen wirklich PSA?
Ja. Selbst beim Tapezieren oder Abziehen von alten Fliesen entsteht Staub, der Atemwege reizen kann. Die VBG empfiehlt bei jeder staubenden Tätigkeit mindestens eine FFP1-Maske. Klein bedeutet nicht sicher. Ein einziger Moment der Unachtsamkeit reicht, um langfristige Gesundheitsschäden zu verursachen.
Was ist der Unterschied zwischen FFP1, FFP2 und FFP3?
FFP1 filtert 80% der Partikel - geeignet für wenig Staub, z. B. beim Tapezieren. FFP2 filtert 94% und ist die Mindestanforderung für Farb- oder Betonstaub. FFP3 filtert 99% und ist nötig, wenn Asbest, Blei oder starke Chemikalien im Spiel sind. Bei Renovierungen in Häusern vor 1990 ist FFP2 die absolute Basis - FFP3 wird empfohlen, wenn du unsicher bist.
Darf ich normale Handschuhe statt Schutzhandschuhe benutzen?
Nur bei sehr leichten Arbeiten, wie dem Einbauen von Regalen. Bei Sägen, Bohrern oder Schleifern reichen normale Handschuhe nicht. Sie bieten keinen Schutz vor Schnitten, Splittern oder chemischen Substanzen. Spezielle Arbeitshandschuhe aus durchstoßfestem Material (EN 388) sind notwendig, um Verletzungen zu verhindern.
Kann ich meine PSA bei Amazon kaufen?
Ja - aber nur, wenn du auf die Zertifizierung achtest. Viele Produkte aus Fernost tragen gefälschte CE-Kennzeichnungen. Kauf nur von bekannten Marken wie uvex, Strauss oder Jelger. Prüfe die Verpackung: Sie muss die Norm (z. B. EN 166) und den Hersteller nennen. Wenn es nur „Sicherheitsmaske“ steht - lauf weg.
Wie lange hält eine Schutzbrille?
Eine Schutzbrille hält bis zu fünf Jahre, wenn sie richtig gepflegt wird. Aber: Kratzer, Risse oder beschädigte Bügel machen sie unsicher. Prüfe sie vor jedem Einsatz. Wenn die Sicht verschwimmt oder die Brille nicht mehr richtig sitzt, ersetze sie - auch wenn sie noch neu aussieht.
Was mache ich, wenn ich keine Schutzhose habe, aber eine Kettensäge benutze?
Dann benutze die Kettensäge nicht. Keine Ausnahme. Schnittschutzhosen sind kein Luxus - sie retten Leben. Es gibt Modelle, die wie normale Hosen aussehen und trotzdem Level-1-Schutz bieten. Sie sind nicht teuer, aber unverzichtbar. Ein Unfall mit der Kettensäge ist nicht nur schmerzhaft - er kann dich für immer behindern.