Ist 60 cm Schreibtisch-Tiefe genug? Ergonomie, Monitor-Abstand & Praxis-Check 2025

60 cm klingen nach „normaler“ Schreibtischtiefe. Bis du einen 27-Zoll-Monitor hinstellst und merkst: Der Bildschirm hängt dir förmlich im Gesicht. Also: Reichen 60 cm? Ja - für schlanke Setups. Für alles darüber brauchst du clevere Lösungen oder mehr Tiefe. Ich arbeite seit Jahren im Homeoffice in Graz und habe so ziemlich jedes Setup durchgespielt. Hier ist die ehrliche, praxistaugliche Antwort mit klaren Regeln statt Bauchgefühl.
TL;DR / Key Takeaways
- 60 cm reichen für Laptop-Only, Tablet, oder einen 24"-Monitor mit Monitorarm. Mit 27" wird's auf dem Standfuß eng.
- Ergonomie-Ziel: 50-70 cm Seh-Abstand (ISO 9241-5, AUVA/BAuA Empfehlungen). 60 cm Tiefe schaffen das nur mit schlanker Peripherie und kleinem Standfuß.
- Daumenregel: 30 cm für Tastatur/Maus + 25-35 cm für Monitor/Stand + 3-5 cm Kabelpuffer. Ergibt 58-70 cm.
- Besser: 75-80 cm Tiefe bei 27" oder Dual-Monitor. Wenn 60 cm fix sind: Monitorarm, Tenkeyless-Tastatur, höheres Maus-DPI, Wandhalterung.
- Wenn du täglich 6-8 Stunden arbeitest: Priorisiere Seh-Abstand und Handauflage. Platz schlägt Optik.
Was taugt 60 cm Tiefe wirklich?
Die kurze Wahrheit: 60 cm sind die Minimal-Lösung für moderne Bildschirmarbeit. Sie funktionieren, wenn dein Setup schlank ist. Sie bremsen dich, wenn du großflächig arbeitest (27"+, Dual, Grafiktablet). Ergonomische Leitplanken liefern die Normen EN 527 (Bürotische) und ISO 9241-5 (Bildschirmarbeit): Empfohlen sind ein entspannter Seh-Abstand von etwa 50-70 cm, eine neutrale Armhaltung (Ellbogen etwa 90°) und eine Handauflage vor der Tastatur von rund 10-15 cm. Die AUVA und die deutsche BAuA formulieren diese Bereiche ähnlich.
Was heißt das am Tisch? Du brauchst drei Zonen:
- Eingabe-Zone: 25-30 cm für Tastatur und Maus, plus 10-15 cm Handauflage. Realistisch: 30 cm ab Tischkante.
- Geräte-Zone: 20-35 cm für Monitorfuß oder Laptopständer, je nach Tiefe des Standfußes und Neigung.
- Puffer: 3-5 cm für Kabel, Wandabstand und „nicht ganz bündig“.
Rechnest du konservativ (30 cm + 30 cm + 3 cm), landen wir bei 63 cm. Mit kompaktem Standfuß oder Monitorarm kannst du auf 58-60 cm runter. Das erklärt, warum 60 cm „gerade so“ geht: Es hängt am Fuß, an der Tastatur und an deiner Sitzposition.
Monitorgröße spielt rein: Bei 24" ist ein Seh-Abstand von 60-75 cm angenehm; bei 27" eher 70-85 cm; bei 34" ultrawide 80-100 cm. Den Abstand bestimmst du nicht nur über die Tisch-Tiefe - du kannst auch den Stuhl etwas zurückrücken. Aber: Wenn der Monitorfuß 25 cm tief ist und die Tastatur 18 cm plus Handauflage braucht, stößt du hinten schnell an die Wand.
Mein Fazit aus vielen Setups: Schreibtisch Tiefe 60 cm geht, wenn du die Hardware bewusst wählst. Sobald du zwei Monitore, ein dickes Audio-Interface oder ein großes Grafiktablet nutzt, sparst du dir Nackenstress mit 75-80 cm Tiefe.
Schritt-für-Schritt: Prüfe, ob 60 cm für dein Setup reicht
Mach den Realitätscheck in zehn Minuten. Du brauchst nur ein Maßband und 2-3 Post-its.
- Monitor messen. Miss die Tiefe des Standfußes (vorderste Kante bis Bildschirmrückseite). Notier die Zahl. Typisch: 18-28 cm. Bei Monitorarmen: Basis am Tisch 8-12 cm, Monitor kann fast bis an die Wand.
- Seh-Abstand bestimmen. Daumenregel: Seh-Abstand ≈ 1,4-1,6 × Bildschirmdiagonale (in cm). Beispiele: 24" (61 cm) → 60-75 cm. 27" (69 cm) → 70-85 cm. 34" (86 cm) → 80-100 cm.
- Eingabe-Zone abkleben. Kleb ein Post-it 30 cm von der Tischkante entfernt. Das ist die Linie hinter deiner Tastatur/Handauflage. Nutzt du eine kompakte 65%-Tastatur oder Low-Profile, kannst du 27-28 cm ansetzen.
- Resttiefe prüfen. Von der Post-it-Linie bis zur Wand bleiben auf einem 60-cm-Tisch 30-33 cm. Zieh 3-5 cm Kabelpuffer ab. Wenn dein Monitorfuß tiefer ist als der Rest - brauchst du einen Arm oder musst die Tastatur näher an die Kante holen (Geht, ist aber für die Handauflage schlecht).
- Seh-Abstand simulieren. Stell den Monitor so weit nach hinten wie möglich. Setz dich so hin, dass deine Unterarme locker aufliegen. Miss Augen-Bildschirm. Liegt der Wert in deinem Zielbereich (z. B. 70 cm bei 27")? Wenn ja: passt. Wenn nein: Du brauchst entweder einen Arm (Monitor weiter nach hinten) oder mehr Tisch-Tiefe.
- Platzfresser identifizieren. Audio-Interface, Dockingstation, Notizblock in der Monitorlinie? Alles, was zwischen Tastatur und Monitor steht, „frisst“ Tiefe. Plane Ständer seitlich oder unter dem Tisch.
Kleine Entscheidungslogik:
- Nutzt du nur Laptop oder Tablet? → 60 cm reichen locker.
- Ein 24"-Monitor? → 60 cm okay, ideal mit Monitorarm oder flachem Fuß.
- Ein 27"-Monitor? → Auf Standfuß grenzwertig, mit Arm okay. Für 8h-Tage lieber 75-80 cm.
- Zwei Monitore? → Mit zwei Armen machbar, angenehmer ab 75-80 cm.
- 34" Ultrawide? → 60 cm geht nur mit Arm und sehr disziplinierter Eingabe-Zone. 80 cm fühlt sich deutlich besser an.
Wichtig: Du kannst viel retten, indem du die Eingabe-Zone vorziehst (Tastatur nah an die Kante) - aber deine Handauflage darf darunter nicht leiden. Sonst wandert die Belastung in Schultern und Nacken.

Beispiele aus der Praxis - welche Tiefe du pro Setup brauchst
Hier sind Setups, die ich selbst oder in Büros in Graz und Wien so gesehen habe - mit ehrlichen Mindestwerten. „Passt auf 60 cm?“ heißt: ohne Verrenkungen, nicht nur „irgendwie“.
Setup | Empfohlene Tiefe (cm) | Passt auf 60 cm? | Hinweise aus der Praxis |
---|---|---|---|
Laptop only | 50-60 | Ja | Winkel so einstellen, dass die Oberkante im Augenbereich liegt. Externe Maus schont Handgelenke. |
Laptop + Ständer + externe Tastatur/Maus | 60-65 | Meist | Flachen Ständer wählen, Ständer nicht in die Tastaturzone schieben. |
24" Monitor auf Standfuß | 60-70 | Ja | Seh-Abstand 60-70 cm leicht erreichbar. Flache Füße bevorzugen. |
24" Monitor am Arm | 58-60 | Ja | Arm bringt den Screen näher an die Wand. Kabel sauber führen, 3 cm Puffer lassen. |
27" Monitor auf Standfuß | 70-80 | Grenze | Auf 60 cm nur mit schmalem Fuß und sehr vorn liegender Tastatur angenehm. |
27" Monitor am Arm | 60-70 | Ja | Arm spart 5-10 cm Tiefe. Seh-Abstand 70-80 cm damit realistisch. |
Dual 2×24" am Arm | 70-80 | Teils | Geht auf 60 cm, aber eng. Besser 75-80 cm für entspannte Mausführung. |
34" Ultrawide am Arm | 75-90 | Eher nein | Mit 60 cm möglich, aber Blickbewegungen fühlen sich zu nah an. 80 cm spürbar entspannter. |
Zeichentablett (groß) | 75-90 | Nein | Du brauchst Handauflage und Arbeitsfläche. 60 cm sind zu knapp. |
Gaming (27" + Mauspad XL) | 75-85 | Eher nein | XL-Mauspads und niedrige DPI brauchen Tiefe. Höhere DPI spart Platz. |
Noch ein Österreich-Blick: Viele Möbelhäuser und IKEA führen Tische mit 60, 75, 80 cm Tiefe. Nicht ohne Grund. 60 cm zielen auf kleine Räume (Altbau-Nischen, schmale Flure). 75-80 cm sind die Komfortklasse für Vollzeit-Homeoffice.
Kompakte Lösungen, wenn du bei 60 cm bleiben musst
Du hast die 60 cm fix? Dann hol dir die Luft über Tools und Setup.
- Monitorarm (VESA). Spart 5-10 cm Tiefe, bringt den Screen nach hinten und ermöglicht Feintuning in Minuten. Achte auf Traglast und Ausleger-Länge.
- Flacher Standfuß. Wenn kein Arm möglich ist: Modelle mit kurzer Fuß-Tiefe (unter 20 cm) bevorzugen.
- Tenkeyless/65%-Tastatur. Kürzer, flacher, lässt mehr Platz für Handauflage. Low-Profile-Modelle schonen die Handgelenke.
- Maus-Strategie. Höhere DPI und kleinere Bewegungen. Ein mittelgroßes Pad reicht meist, wenn du die Sensitivität sauber einstellst.
- Wandabstand nutzen. Tisch nicht bündig an die Wand. 2-3 cm Luft für Kabel und Monitor-Neigung einplanen.
- Dockingstation unter den Tisch. Per Klett oder Halterung - die gesamte Geräte-Zone wird frei.
- Kabelmanagement. Eine Desk-Edge-Leiste oder Kabelwanne verhindert „Stau“ hinter dem Monitor.
- Keybord-Tray. Eine ausziehbare Tastaturschublade liefert dir quasi 3-5 cm „Extra-Tiefe“, ohne den Tisch zu wechseln.
- Wandhalterung statt Arm. In Mietwohnungen nur, wenn erlaubt. Bei Altbau-Ziegeln mit passenden Dübeln hält das bombenfest - Abstand lässt sich super einstellen.
- Gute Sitzposition. Unterarme locker auf dem Tisch, Schultern entspannt, Oberkante Monitor etwa auf Augenhöhe oder leicht darunter. Das reduziert Vorneigen.
Typische Stolpersteine:
- Ein hübscher, aber tiefer Monitorfuß. 25-30 cm Fuß-Tiefe killen dir den Seh-Abstand auf 60 cm Tisch.
- Ein kurzer, wackeliger Arm. Nimm lieber einen Arm mit genügend Ausladung und solider Klemme - besonders bei 27"+.
- Peripherie mitten drin. Dock, Audio-Interface, Notizblöcke vor dem Monitor kosten dich 5-10 cm Abstand.
Pro-Tipps, die sich bewährt haben:
- Mach eine Pappschablone in der Tiefe deines Monitorfußes. Schieb sie auf dem Tisch, bis es passt. So merkst du schnell, ob 60 cm reichen.
- Nutz die „Handauflage-Linie“: 10-15 cm vor der Tastatur frei lassen. Deine Handgelenke werden es dir danken.
- Bildschirm-Skalierung (125-150%) und sauberes ClearType/Font-Smoothing helfen, wenn du mal näher sitzt.
- Wenn du täglich 8h dran sitzt: Lieber den tieferen Tisch kaufen als das nächste Nacken-Kissen.
Ergonomie-Background, kurz und bündig: ISO 9241-5 nennt Prinzipien für neutrale Körperhaltungen bei Bildschirmarbeit. EN 527 spezifiziert Maße für Arbeitstische. AUVA und BAuA empfehlen Seh-Abstände um 50-70 cm, je nach Bildschirmgröße. Heißt übersetzt: Abstand ist König. Und Abstand kommt aus Tisch-Tiefe plus schlauem Monitor-Setup.

FAQ, Checkliste und nächste Schritte
Hier die häufigsten Fragen, die ich im Freundeskreis und in Projekten höre - plus eine kompakte Kauf-Checkliste.
FAQ
- Sind 60 cm Tiefe ergonomisch „ok“? Ja, wenn Setup und Sitzhaltung passen: 30 cm Eingabe-Zone, Monitor so weit nach hinten wie möglich, Seh-Abstand ≥ 60 cm bei 24". Für 27" empfehle ich einen Arm.
- Reicht 60 cm für zwei Monitore? Mit zwei Armen und kompakten Tastaturen: ja, aber eng. Ab 75-80 cm fühlt es sich sofort entspannter an.
- Was ist besser: 60 oder 80 cm? Für Vollzeit-Homeoffice und 27"/Dual ganz klar 75-80 cm. Für kleine Räume oder Laptop-only reichen 60 cm.
- Und bei höhenverstellbaren Tischen? Gleiche Regeln. Durch häufiges Stehen verändert sich die Körperhaltung - die extra Tiefe (75-80 cm) ist dann noch angenehmer.
- Kinder- oder Jugendzimmer? 60 cm sind meist okay. Wichtig ist die Stuhl- und Monitorhöhe - nicht die Tiefe an sich.
- Curved/Ultrawide? Wegen der Breite sitzt du oft näher dran, um die Ränder gut zu sehen. 80 cm Tiefe macht hier wirklich einen Unterschied.
- Große Schreibtischunterlage/XL-Mauspad? Die frisst meist 40 cm Tiefe. Bei 60 cm wird die Handauflage knapp. Kleinere Unterlagen oder höhere Maus-DPI helfen.
- Schreiben auf Papier + Tastatur + Monitor? Wenn A4-Blöcke vor dir liegen sollen, sind 60 cm meist zu wenig. Nimm 75-80 cm oder eine ausziehbare Schublade.
Kauf-Checkliste (2 Minuten)
- Monitorgröße und Wunsch-Seh-Abstand notiert (z. B. 27" → 70-85 cm)?
- Tiefe des Monitorfußes gemessen (< 20 cm ist top)?
- Monitorarm VESA-tauglich (Lochbild 75×75 oder 100×100) und Traglast ausreichend?
- Tastatur kompakt genug (Tenkeyless/65%), Handauflage eingeplant?
- Kabel- und Docking-Management: 3-5 cm Puffer, Untertisch-Lösungen vorhanden?
Nächste Schritte
- Miss deinen aktuellen Monitorfuß und markiere 30 cm Eingabe-Zone auf dem Tisch.
- Teste den Seh-Abstand mit deiner natürlichen Sitzhaltung. Liegt er im Zielbereich? Wenn nein: Monitorarm einplanen.
- Entscheide ehrlich: Bleibst du langfristig bei 24"/Single? Dann können 60 cm bleiben. Planst du 27"+ oder Dual? Dann lieber 75-80 cm kaufen.
- Rüste smart: Arm, kompakte Tastatur, sauberes Kabelmanagement. Erst dann an einen neuen Tisch denken.
Wenn du in einer typischen österreichischen Wohnung mit schmalen Nischen arbeitest, sind 60 cm oft der einzige Weg, am Gang nicht anzustoßen. Das heißt aber nicht, dass du auf Ergonomie verzichten musst. Mit einem guten Arm, einer schmalen Tastatur und einer ehrlichen Eingabe-Zone kannst du stundenlang entspannt arbeiten. Und wenn du die Wahl hast: Gönn dir die Tiefe. Dein Rücken merkt den Unterschied nach einer Arbeitswoche - nicht erst nach einem Jahr.