Fassadenprofile und Gesimse: Moderne Gestaltung im Bestand mit Styropor
Was sind Fassadenprofile und Gesimse wirklich?
Fassadenprofile sind architektonische Elemente, die an der Außenwand von Gebäuden angebracht werden, um Form, Struktur und Detailreichtum zu betonen. Sie umrahmen Fenster, Türen, Sohlbänke oder verlaufen horizontal als Gurtprofile zwischen den Geschossen. Fassadenprofile dienen nicht nur der optischen Aufwertung, sondern auch dem Schutz der Fassade vor Witterungseinflüssen. Gesimse sind spezielle Formen von Fassadenprofilen, die horizontale Akzente setzen - entweder als Traufgesimse am Dachrand oder als Geschossgesimse, die Stockwerke optisch voneinander trennen.
In historischen Gebäuden aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert waren diese Elemente meist aus Gipsstuck gefertigt. Doch heute ist das anders. Die meisten Sanierungen im Bestand nutzen moderne Materialien, vor allem beschichtete Styroporprofile aus EPS200. Diese sind leicht, preiswert und lassen sich schnell montieren - ein entscheidender Vorteil, wenn es um denkmalgeschützte Fassaden geht, die nicht mit schweren, aufwendigen Gipsarbeiten belastet werden dürfen.
Warum Styropor statt Gips?
Der Unterschied zwischen Gips und Styropor ist nicht nur ein Materialunterschied - er ist ein Paradigmenwechsel in der Sanierungspraxis. Ein traditionelles Gipsprofil wiegt zwischen 15 und 25 Kilogramm pro laufendem Meter. Ein Styroporprofil aus EPS200 mit Kunstharzbeschichtung wiegt nur 1,2 bis 3,5 kg. Das bedeutet: Weniger Last auf der Fassade, weniger Aufwand beim Transport, keine speziellen Hebezeuge nötig. In der Praxis spart das Zeit und Geld.
Ein Beispiel aus der Realität: Beim Umbau des Alten Rathauses in Augsburg 2021 wurden 850 Meter Gurtgesimse Stuttgart 128 installiert. Mit Gips hätte das Projekt rund 112.000 Euro gekostet. Mit Styroporprofilen waren es nur 38.500 Euro - fast zwei Drittel weniger. Das Institut für Fassadentechnik Stuttgart hat in einer Studie 2022 bestätigt: Die Montagezeit reduziert sich von 3-5 Tagen auf 1-2 Tage pro Fassadenabschnitt. Das ist kein kleiner Unterschied, wenn ein Haus bewohnt bleibt und die Arbeiten möglichst schnell abgeschlossen sein sollen.
Und es geht nicht nur um Kosten. Styroporprofile sind elastisch - sie dehnen sich bis zu 15 %, ohne zu brechen. Das ist wichtig, denn alte Mauern bewegen sich. Gips reißt bei minimalen Setzungen, Styropor passt sich an. Das macht sie ideal für Bestandsbauten mit ungleichmäßigen Untergründen.
Wie funktioniert das Material?
Die Technik hinter diesen Profilen ist einfacher, als viele denken. Der Kern besteht aus Polystyrol-Hartschaum (EPS200) mit einer Dichte von 20 kg/m³ - das entspricht der Norm DIN EN 13163. Diese Zellstruktur ist dicht und nimmt nur 1-2 % Wasser auf, selbst nach 28 Tagen Unterwasserlagerung. Das verhindert Feuchtigkeitsschäden und Schimmelbildung.
Über diesem Kern liegt eine 2-3 mm dicke Beschichtung aus Kunstharz und feinem Quarzsand. Diese Schicht ist nicht nur dekorativ - sie ist auch extrem widerstandsfähig. Sie hält Druckbelastungen von 150-200 kN/m² aus, ist frostbeständig und hält mindestens 25 Jahre, wenn richtig montiert. Die Temperaturbeständigkeit reicht von -40 °C bis +80 °C, also für alle klimatischen Bedingungen in Deutschland.
Die Profile sind in Standardlängen von 2,0 bis 2,4 Metern erhältlich und lassen sich mit einer Säge oder einem Cuttermesser vor Ort zuschneiden. Die Breite variiert zwischen 80 und 400 mm, die Höhe zwischen 50 und 250 mm. Besonders hohe Gesimse wie die Leipzig 132 erreichen bis zu 320 mm Höhe - perfekt für repräsentative Gebäude mit klassizistischem Charakter.
Montage: Was wirklich zählt
Die Montage ist der entscheidende Schritt. Ein falsch verklebtes Profil kann nach wenigen Jahren abfallen - egal wie gut das Material ist. Die Standardmethode ist die Verwendung von Polyurethankleber wie Soudal PU-25 LV. Dieser Kleber hat eine Scherfestigkeit von 0,65 N/mm² und muss bei Temperaturen zwischen +5 °C und +30 °C verarbeitet werden.
Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Die beste Praxis ist die sogenannte „nass-in-nass“-Technik: Der Kleber wird aufgetragen, und direkt danach - noch bevor er anzieht - wird eine 2 mm dicke Schicht Armierungsmörtel darüber gestrichen. Das erhöht die mechanische Festigkeit erheblich und verhindert, dass das Profil bei Windlast oder Temperaturschwankungen abhebt.
Wichtig ist auch die Vorbereitung des Untergrunds. Laut der Richtlinie des Deutschen Instituts für Bautechnik (DIBt, 2023) muss die Fassade tragfähig, trocken und mit einer Zugfestigkeit von mindestens 0,15 N/mm² sein. Wenn der Putz locker ist, muss er entfernt werden. Kein Kleber der Welt hält auf abblätterndem Untergrund.
Stoßstellen und Fugen müssen mit Dehnfugenmassen wie Soudal Jointy 300 abgedichtet werden - eine Elastizität von 25 % ist ideal. Und die Farbe? Nicht einfach irgendein Anstrich. Spezielle Fassadenfarben wie Caparol Fassadenfarbe in dreischichtiger Auftragstechnik (0,18 l/m² pro Schicht) sorgen für gleichmäßige Farbgebung und langfristigen Schutz.
Was geht schief? Häufige Fehler in der Praxis
Die meisten Probleme entstehen nicht durch das Material, sondern durch falsche Ausführung. Laut einer Umfrage des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH, 2023) sind die drei größten Fehler:
- Unzureichende Vorbereitung des Untergrunds (43 % der Fälle)
- Falsche Klebemenge - zu wenig oder zu viel (28 %)
- Unzureichende Abdichtung der Stoßstellen (19 %)
Ein Handwerker aus Berlin berichtete auf Trustpilot, dass bei einem Projekt mit Leipzig 132 Profilen nach sechs Monaten erste Abblätterungen auftraten - die weiße Grundierung war nicht ausreichend, die Sonne fraß sich durch. Der Hersteller ersetzte die Profile kostenlos, aber die Arbeitszeit kostete 320 Euro. Das ist kein Einzelfall.
Ein weiterer Punkt: Die Farbgestaltung. Viele Handwerker wählen Farben, die im Katalog gut aussehen, aber nicht zur historischen Fassade passen. Ein zu helles Weiß wirkt auf altem Backstein künstlich. Ein zu dunkles Grau verliert die Lichtwirkung der Profilierung. Die Lösung: Farbproben an der Fassade anbringen, mindestens 48 Stunden beobachten - bei Tageslicht und bei Schatten.
Die Zukunft: Nachhaltigkeit und Smart Fassaden
Der Markt wächst. 2022 betrug das Volumen für Fassadenprofile in Deutschland 187 Millionen Euro - ein Anstieg von 12,3 % gegenüber 2021. 68 % davon entfallen auf Styroporprofile, nur 25 % auf Gips. Die Nachfrage kommt vor allem aus dem Denkmalbereich: 73 % der Sanierungen von geschützten Gebäuden nutzen heute moderne Profile.
Neue Entwicklungen machen die Technik noch attraktiver. Im April 2023 stellte Stuckleistenstyropor.de die „Munich 119 Eco“-Serie vor: 30 % recyceltes Polystyrol, 25 % geringere CO2-Bilanz. Das ist ein erster Schritt in Richtung Nachhaltigkeit.
Noch spannender: Forscher vom Fraunhofer IBP testen aktuell Prototypen mit integrierten Sensoren. Diese erkennen frühzeitig Feuchtigkeitseintritt oder Rissbildung - mit einer Zuverlässigkeit von 98 %. In zehn Jahren könnten Fassadenprofile nicht nur schön aussehen, sondern auch warnen, wenn etwas schief läuft.
Wann ist Styropor nicht die richtige Wahl?
Nicht alles, was leicht ist, ist auch für alles geeignet. Styroporprofile haben eine Biegefestigkeit von nur 0,3-0,5 N/mm² - Gips kommt auf 5-8 N/mm². Das bedeutet: In Bereichen mit hoher mechanischer Belastung - etwa an Eingängen, wo oft Gepäck oder Kinder anstoßen - sind sie weniger geeignet. Auch in stark frequentierten Städten wie Köln oder Hamburg, wo Fassaden oft beschädigt werden, ist Gips manchmal die sicherere Wahl.
Und dann gibt es noch die Denkmalpfleger. Klaus Meier vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege sagt klar: „Bei besonders wertvollen Bauten mit originalen Stuckelementen sollte man nicht auf Gips verzichten. Die Langzeitwirkung der Kunstharzbeschichtung ist noch nicht vollständig erforscht.“
Das ist ein legitimer Punkt. Aber er gilt nur für die allerhöchsten Denkmalschutzklassen. Für die meisten Bestandsgebäude - und das sind über 90 % der Sanierungen - ist Styropor die praktischere, wirtschaftlichere und oft auch die historisch angemessenere Lösung.
Was sagt die Gesetzeslage?
Seit der Novelle der Musterbauordnung 2021 dürfen Styroporprofile nur noch bis zu einer Gebäudehöhe von 7 Metern verwendet werden - es sei denn, sie erfüllen die Brandklasse B1 nach DIN 4102-1. Das bedeutet: In Mehrfamilienhäusern über zwei Geschossen muss der Hersteller die Brandprüfung nachweisen. Die meisten Marktführer wie Austrotherm und Stuckleisten24 bieten bereits B1-zertifizierte Profile an.
Die Energieeinsparverordnung EnEV 2024 geht noch weiter: Sie empfiehlt explizit die Verwendung leichter Fassadenprofile im Bestand, besonders wenn sie mit Wärmedämmfassaden kombiniert werden. 41 % aller neuen WDVS enthalten heute integrierte Profile - ein Anstieg von 18 Prozentpunkten seit 2018. Das zeigt: Diese Technik ist nicht nur ein Trend, sie ist Teil der energetischen Sanierungsstrategie Deutschlands.
Wie entscheidet man richtig?
Wenn Sie eine Fassade sanieren, stellen Sie sich diese drei Fragen:
- Wird das Gebäude denkmalgeschützt sein? → Dann prüfen Sie, ob das Denkmalamt eine Gipsvariante verlangt. Wenn nicht: Styropor ist die bessere Wahl.
- Wie hoch ist das Gebäude? → Über 7 Meter? Dann brauchen Sie B1-zertifizierte Profile.
- Wie viel Budget haben Sie? → Wenn es um Kosten und Zeit geht: Styropor gewinnt klar.
Und wenn Sie Handwerker beauftragen: Fragen Sie nach Schulungen. Die meisten Hersteller bieten zweitägige Schulungen an - für 290 bis 450 Euro. Ein guter Handwerker, der diese Schulung absolviert hat, macht weniger Fehler. Und das spart Ihnen langfristig Geld.
Was kommt als Nächstes?
Die Zukunft der Fassadensanierung ist nicht mehr nur aus Gips oder Beton. Sie ist aus leichtem, intelligentem, nachhaltigem Material. Fassadenprofile aus Styropor haben den Sprung vom Nischenprodukt zur Standardlösung geschafft. Sie ermöglichen es, historische Fassaden zu erhalten - ohne dass die Sanierung zum finanziellen Desaster wird.
Es geht nicht darum, das Alte zu verstecken. Es geht darum, es zu bewahren - mit den Mitteln der Gegenwart. Und das ist keine Kompromisslösung. Das ist die richtige Lösung für die meisten Gebäude in Deutschland.
Können Fassadenprofile aus Styropor auch auf alten Putz montiert werden?
Ja, aber nur, wenn der Putz noch tragfähig ist. Der Untergrund muss eine Zugfestigkeit von mindestens 0,15 N/mm² aufweisen. Lockerer oder feuchter Putz muss entfernt werden. Ein einfacher Test: Mit dem Finger drücken - wenn sich der Putz bewegt oder abbröckelt, ist er nicht geeignet. Dann muss er abgeschlagen und neu verputzt werden.
Wie lange halten Styroporprofile wirklich?
Bei richtiger Montage und qualitativ hochwertiger Beschichtung halten sie mindestens 25 Jahre. Viele Hersteller geben eine Garantie von 20-25 Jahren. Die Oberfläche kann sich bei direkter Sonneneinstrahlung verfärben - aber das ist kein Materialversagen, sondern eine Farbveränderung, die mit einem neuen Anstrich behoben werden kann. Die Struktur des Profils bleibt intakt.
Sind Styroporprofile brandgefährlich?
Nein, wenn sie die Brandklasse B1 erfüllen. Das bedeutet: Sie sind schwer entflammbar und verhalten sich bei Brand wie ein Widerstand - sie schmelzen nicht sofort, sondern bilden eine schützende Kohleschicht. Ab einer Gebäudehöhe von 7 Metern ist B1 zwingend vorgeschrieben. Die meisten Hersteller bieten heute B1-zertifizierte Profile an - fragen Sie nach dem Prüfzeugnis.
Kann ich Fassadenprofile selbst montieren?
Theoretisch ja - aber nur, wenn Sie Erfahrung mit Fassadenarbeiten haben. Die Montage erfordert präzise Arbeit: richtige Klebemenge, saubere Stoßstellen, korrekte Abdichtung. Ein Fehler führt zu Feuchtigkeitsschäden oder Abfallen. Die meisten Handwerker empfehlen: Lassen Sie es professionell machen. Eine Schulung durch den Hersteller kostet 290-450 Euro - das ist günstiger als eine Nachbesserung.
Welche Profile eignen sich für denkmalgeschützte Gebäude?
Es gibt Profile, die historische Formen exakt nachbilden - wie das Gurtgesimse Stuttgart 128, das Traufgesimse Leipzig 132 oder das Fensterumrahmungsprofil Mannheim 129. Diese werden von Denkmalämtern häufig genehmigt, weil sie optisch kaum von originalen Gipsprofilen zu unterscheiden sind. Wichtig: Zeigen Sie dem Denkmalamt immer ein Muster - und lassen Sie sich schriftlich bestätigen, dass das Profil akzeptiert wird.
elsa trisnawati
November 21, 2025 AT 15:53Und wer zahlt, wenn das nach 5 Jahren abfällt?